Thursday 23 April 2009

Was tun bei akuter Schreibfaulheit?

Ob es wohl noch andere Eltern gibt, deren Kinder partout nichts von sich hören lassen, während sie im Internat sind? Kein Brief, keine e-mail und kein Anruf. In seinem ersten Internatsjahr war unser Sohn extrem schreib- und telefonierfaul, hat aber gerne selbst Briefe bekommen. Also habe ich ihm vorgetippte Briefe geschickt, bei denen er (fast) nur noch Kreuzchen machen musste, etwa so:

Liebe Mami, lieber Daddy!
Wie geht es Euch? Mir geht es  fantastisch  gut  o.k.  nicht gut.
Unser Fuβballspiel ist ….-.… ausgegangen.
Ich  war wieder Torwart  habe …………….. gespielt.

Themen konnte ich auf der Schul-Webseite finden. Mit frankierten, an uns addressierten Briefumschlägen hatten wir ihn sowieso ausgestattet. Und siehe da – diese Briefe hat er tatsächlich prompt an uns zurückgeschickt, manchmal sogar mit einigen selbstgeschriebenen Zeilen!

Monday 13 April 2009

Aus Sicht der Eltern ist oft einer der gröβten Vorteile von Internaten, dass die Kinder selbständiger werden (und das werden sie zwangsläufig). Für die Jugendlichen selbst jedoch ist das Internatsleben, zumal im Ausland, wohl in erster Linie ein groβes Abenteuer. Neue Freunde aus aller Herren Länder, mit denen man rund um die Uhr das Leben teilt – eine neue, zusätzliche Familie mit jeder Menge Geschwistern sozusagen. Wie in jeder anderen Schule, treffen auch hier die unterschiedlichsten Charactere aufeinander. Im Internat aber wird man quasi zusammengeschweiβt; man stellt sich stärker aufeinander ein, entwickelt wesentlich tiefere Beziehungen. Man teilt eben nicht nur den Schulalltag miteinander, sondern auch die Mahlzeiten, die Freizeit und etwa das echte (!) Vergnügen, beim Fuβball gegen die Rivalen aus der anderen, viel gröβeren Schule „nur“ mit 0:1 verloren zu haben. Dazu kommt noch (wage ich es zu schreiben, obwohl der Herr Direktor dies lesen könnte??) die eine oder andere nicht autorisierte Mitternachtsparty (ja, die gibt es tatsächlich, auch auβerhalb von Enid-Blyton-Büchern!). Für manche Jugendliche ist es eine unerhörte Erleichterung, wenn das tagtägliche Leben nicht mehr zwischen Schule und zuhause gespalten ist, sondern man sich wochenlang auf jeweils ein Umfeld einstellen kann – und nach einem Trimester im Internat sind die Ferien zuhause dann auch fast ein Abenteuer.

Interview über Chavagnes